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Aus der Sachverständigenpraxis



Aus der SachverständigenpraxisBild: Uwe Linke
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21. Mai 2024

Bauliche Mängel an Trinkwasserverteilern können zu hygienischen Beeinträchtigungen aufgrund von Stagnation führen. Beispiele aus der Praxis
Die Verwendung von Trinkwasserverteilern hat in der Sanitärtechnik eine lange Tradition. Sie werden bekanntlich in komplexen Trinkwasserinstallationen eingesetzt, bei denen ein möglichst unterbrechungsfreier Betrieb oder Teilbetrieb gewährleistet werden soll. Ihr Einsatz erfolgt bspw. in Mehrfamilienwohnhäusern, Kliniken, Bildungs- und Kultureinrichtungen, Bürodienstgebäuden oder auch in Sportbauten und Schwimmbädern. Insbesondere bei der handwerklichen Fertigung von Trinkwasserverteilern werden mitunter hygienisch relevante Fehler begangen.

Die Vorteile von zentralen Trinkwasserverteilern insbesondere bei weit verzweigten Rohrsystemen sind nicht von der Hand zu weisen und lassen sich in einem Satz zusammenfassen: Im Fall von Wartungs- oder Reparaturarbeiten kann der betroffene Versorgungsstrang abgesperrt werden, die restliche Trinkwasserinstallation bleiben in Betrieb.

Traditionelle Handwerkskunst begünstigt Stagnation
Wie in vielen anderen technischen Bereichen unterliegen die Ausführung und der Aufbau der Verteiler dem stetigen Wandel. Bis in die 1980er Jahren wurden die Trinkwasserverteiler oftmals noch handwerklich hergestellt, entweder aus verzinktem Stahl (geschraubt) oder aus Kupfer. Der in Bild 1 beispielhaft dargestellt Trinkwasserverteiler zeugt mit seinen weichgeglühten, ausgehalsten T-Stücken, seinen von Hand gefertigten und positionierten Bögen, den aufgebördelten Entleerungsstutzen sowie hart gelöteten Verbindungen, von einer hohen Handwerkskunst. Typisch, aber leider hygienisch bedenklich (Stichwort Stagnation) sind auch die ausladenden Entleerungsleitungen.
Der Verteiler im Bild 2, aus dem Jahr 2003, besteht dagegen vollständig aus Edelstahl und wurde nach den Vorgaben des Sanitärplaners als Schweißkonstruktion industriell gefertigt. Obwohl bereits in der TrinkwV aus dem Jahr 2001 die Hygieneproblematik durch stagnierendes Trinkwasser thematisiert wird, verfügt dieser Verteiler über mehrere Erweiterungsmöglichkeiten in Form von Reservestutzen.
Der Trinkwasserverteiler in Bild 3 ist im Jahr 2020 erstellt worden. Dabei kamen die heute üblichen Pressfittings zur Anwendung.
Alle drei Verteiler waren zum Zeitpunkt der gutachterlichen Überprüfung noch in Funktion. Es ist davon auszugehen, dass solche oder ähnlich aufgebaute Trinkwasserverteiler weiterhin in einer Vielzahl von Gebäuden in Betrieb sind. Sie haben eins gemeinsam: Sehr häufig sind darin Tot- oder Stagnationswasserbereiche enthalten und begünstigen eine Ansiedlung und Vermehrung von Legionellen. Bei den Verteilern in den Bildern 1 und 2 lässt sich dies deutlich an den Entleerungsleitungen sowie Reservestutzen oder Verteileranschlüsse ohne wesentliche Funktion erkennen. Die großvolumigen Verteilerbalken ermöglichen mit ihren langen Endstücken und Klöpperböden keine vollständige Durchströmung.
Auch der Verteiler in Bild 3 weist Mängel auf. Zum einen fehlen dort die Dämmkappen an den Schrägsitzventilen. Zum anderen sind ebenfalls Stagnationsbereiche vorhanden. Nämlich dann, wenn eines oder mehrere Verteilerarme für einen längeren Zeitraum abgesperrt werden. Die Anschlussstutzen zwischen dem Verteilerbalken und den Absperrventilen weisen auch dort eine Länge von mehr als 3 x di auf. Entsprechend der VDI 6023 und der AMEV 2021 sollten Anschlussstutzen so kurz wie möglich gehalten werden, um einen regelmäßigen Austausch des Wasser­inhalts durch das vorbeifließende Trinkwasser sicher stellen zu können. Bei der Verwendung von Pressfittingen lässt sich, technisch bedingt, eine Mindestlänge von 3 x di gerade noch realisieren. Maßgeblich ist hierbei nicht der Verteilerbalken, sondern die Anschlussdimension der Verteilerarme, bzw. der entsprechenden Anschlussstutzen. Im abgesperrten Fall wird ansonsten der geschlossene Anschlussstutzen nicht mehr über den Verteilerbalken durchströmt. Das darin enthaltene Trinkwasser kann nicht mehr ausgetauscht werden und stagniert. Was für den äußeren Betrachter nur nach wenigen Zentimetern aussieht, bedeutet für Mikro­organismen, die mit dem bloßen Auge nicht erkennbar sind, Universen. Befindet sich der Verteiler in einer warmen Zentrale oder ist bspw. sommerlichen Temperaturen oberhalb von 25 °C ausgesetzt, können sich im nicht-durchströmten Anschlussstutzen Legionellen ansiedeln und vermehren. Bekanntlich werden Verteiler an sehr zentraler Stelle, d. h. zu Beginn einer Trinkwasserinstallation positioniert. Bei einer längeren Stagnationszeit kann es von dort, im ungünstigen Fall, zu einer Re-Kontamination der restlichen Trinkwasserinstallation kommen. Auch wenn direkt am Anschlussstutzen sitzende Ventile sowie Entleerungseinrichtungen optisch weniger gefällig aussehen, so bieten sie doch die Gewähr für eine regelmäßige und vollständige Durchströmung des Verteilers auch im Falle einer Absperrung einzelner Stränge. Bei Planung und Bau von Trinkwasserverteilern sollten deshalb immer auch potenzielle Stagnationsrisiken mitbedacht und durch kon­struktive Maßnahmen minimiert werden.

Autor: Gutachterbüro Dipl.-Ing. Uwe Linke





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