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StartseiteThemenHeizungstechnikHeizen mit Holz bleibt eine wichtige Alternative
8. Juli 2024
Die Holzheizungsbranche hat in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten immer wieder mit Herausforderungen und Marktwidrigkeiten zu kämpfen gehabt. Sie hat sie immer wieder gestemmt. Das Heizen mit Holz bleibt aus verschiedenen Gründen eine wichtige Alternative im Kreis der Technologien auf Basis von Erneuerbaren Energien, auch wenn das Kritiker anders sehen. Deshalb geht trotz verschärfter Förderbedingungen der Blick nach vorne. Wie sich der Markt in den kommenden Jahren weiterentwickelt, bleibt spannend.
Der Bestand von Pelletanlagen in Deutschland hat sich laut dem Deutschen Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV) im vergangenen Jahr nur unwesentlich auf 722000 Kessel und Kaminöfen erhöht. Konkret gesagt: Mit nur 56 000 installierten Pelletanlagen hat sich der Absatz mehr als halbiert. Mit 34 100 Geräten stellten Pelletzentralheizungen bis zu einer Leistung von 50 kW zwar den Großteil des Zubaus dar, allerdings mit einem Minus von 55 % im Vergleich zum Rekordjahr 2022 (76 000 Stück). Diese Entwicklung betrifft nicht nur die Pelletfeuerungen, sondern aktuell auch die Wärmepumpen.
Ein wesentlicher Grund dafür, warum der Heizungstausch derzeit hinter den Erwartungen zurückliegt – obwohl es hohe Förderungen gibt – ist neben der allgemeinen Verunsicherung die Unkenntnis. Für die allgemeine Verunsicherung hat die Politik „gesorgt“ durch ihr Hin- und Herschwanken bei der Weiterentwicklung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG). Bei der flankierenden Förderung BEG hat sie auf den letzten Drücker aber ihre Hausaufgaben gemacht. Nun liegt der Ball bei der Heizungsbranche, die Fördermöglichkeiten beim Kunden zu kommunizieren.
Stand der Technik
Entwicklungstechnisch gesehen hat sich in den vergangenen Jahren bei Pelletkesselsystemen für den Ein- und Zweifamilienhausbereich (EFH/ZFH) – zumindest gefühlt – nicht viel getan. Positiv gesehen ist das Ausdruck dafür, dass die Technik solide und ausgereift ist. Die Kessel sind Vollautomaten. Sie sind vom Betrieb und der Regeltechnik her gleichwertig mit Zentralheizungen, die mit Gas oder Öl betrieben werden. Schon länger gibt es Pelletkessel auch mit Brennwerttechnik auf dem Markt. Die Brennwerttechnik nutzt die Restwärme des Abgases. Der darin enthaltene Wasserdampf kondensiert, und die freigesetzte Kondensationswärme wird ins Heizsystem eingespeist. Aber es gibt doch Entwicklungen und Trends, und diese sind insbesondere beim Thema Feinstaub angesiedelt, außerdem Hybrid-Kombinationsmöglichkeiten.
Thema Feinstaub ist keins mehr
Der Staubgrenzwert für eine zusätzliche Förderung in Höhe von 2500 € über die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) ist seit dem 1. 1. 2024 auf 2,5 mg/m3 festgelegt. Zum Vergleich: Die 1. BImSchV sieht für Holzfeuerungen kleiner und mittlerer Größe einen Grenzwert von 20 mg/m3 vor. Stand in der Pelletkesseltechnik ist, dass die Hersteller hier auf dem BEG-Stand sind. Sie sind hierfür unterschiedliche Wege gegangen. Der Klassiker war, bereits vor der neuerlichen Absenkung, die Möglichkeit der Installation eines externen Filters. Das wird auch heute von einigen Herstellern weiter angeboten.
Technische Lösungen zur Emissionsminderung für Holzfeuerungen im Ein- und Zweifamilienhausbereich basieren auf dem elektrostatischen Prinzip der Feinstaubpartikelabscheidung. Bei diesem Prinzip werden die im Rauchgas befindlichen Partikel durch eine Hochspannungselektrode aufgeladen. Sie beginnen sich zu agglomerieren, verdichten sich und lagern sich an der Innenseite des Rauchrohrs bzw. des Schornsteins ab. Die Abreinigung des Grobstaubs und der Rußflocken erfolgt – je nach Anforderung und Leistungsklasse – durch den Bezirksschornsteinfeger oder vollautomatisiert mit Wasser oder mechanisch durch Vibration. Die Abscheideraten bewegen sich zwischen 60 und 90 %. Diese Technik ist seit vielen Jahren für Holzkessel etabliert, auch als Nachrüstprodukt. Eine relativ neue und junge Entwicklung ist, dass Hersteller dazu übergehen, Pelletanlagen mit bereits werksseitig im Gerät integriertem Filter anzubieten.
Verfeuern ohne Filter
Der dritte Weg im Kontext Feinstaub ist, dass über Neuentwicklungen in der Feuerungstechnik ein Filter überhaupt nicht nötig sein soll. Diesen Weg gehen in unserer Übersicht KWB, Ökofen, Paradigma und Viessmann. Sie alle geben an, den Grenzwert verbrennungstechnisch bereits gelöst zu haben und auf Filter verzichten zu können. Am prominentesten ist dabei sicher die sogenannte „ZeroFlame“-Technologie, die Ökofen vor drei Jahren auf den Markt brachte. Eine speziell ausgeklügelte Luftstromführung bzw. -anreicherung in Kombination mit der besonderen Brennkammerkonstruktion sorgen für einen ganz speziellen Effekt, nämlich dass die Flamme fast vollständig verschwindet, was die Feinstaub-Partikelemissionen auf ein Minimum reduziert. Paradigma geht ebenfalls diesen Weg. KWB erzielt mit seinem patentierten Unterschub-Brennsystem „cleanEfficency 2.0“, die im in der Übersicht aufgeführten „Easyfire 2“ zum Einsatz kommt, nach eigenen Angaben auch Emissionswerte von unter 2,5 mg/m3, ohne Zuhilfenahme eines Filters. Die Pellets werden schonend von unten mittels einer Förderschnecke auf den Brennteller befördert, was laut KWB eine besonders gleichmäßige Verbrennung ermöglicht. Das Glutbett bleibt dabei stabil, wodurch kein zusätzlicher Staub aufgewirbelt wird und der Staubgehalt in der Verbrennungsluft minimal ist. Zudem wird durch die Umverteilung der Luftströme von primär zu sekundär ein höherer Glutbettstand erreicht, der wie ein Filter wirkt und den Feinstaubausstoß weiter reduziert.
Für den Pelletkessel „Vitoligno 300-C“ von Viessmann wurde eine Verbrennungstechnologie entwickelt, die durch ein geschichtetes Glutbett und eine Beschickung des Brennraums von oben die BEG-fördertechnisch geforderten niedrigen Emissionen erzielt. Dazu trägt außerdem die gestufte Verbrennung durch Aufteilung in eine Primär- und eine Sekundärzone bei.
Das Thema Feinstaub ist jedenfalls, selbst unter den verschärften neuen BEGFörderbedingungen, vom Tisch. Alle modernen Pelletkessel produzieren mit Hilfe von Partikelfiltern oder innovativen Feuerungstechniken Staubemissionen, die teilweise unter der Messbarkeitsgrenze liegen.
Wachsendes Thema Hybridlösungen
Nach den vielen, mitunter sehr ideologiepolitisch motivierten Querelen um die Ausgestaltung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) im vergangenen Jahr gilt es grundsätzlich die eindeutige Botschaft am Markt und gegenüber dem Kunden zu kommunizieren: Automatisch beschickte Holzheizungen sind eine uneingeschränkte Erfüllungsoption für die neue 65-%-Erneuerbare-Energien Vorgabe des GEG 2024 – das gilt übrigens auch für den Neubau. Allerdings wird der Geschwindigkeitsbonus der BEG-EM für Holz- und Pelletheizungen nur gewährt in Kombination mit Solarthermie, Photovoltaik oder einer Wärmepumpe zur Warmwasserbereitung (siehe Infokasten). Die Hersteller kommen dem nach.
Interessant ist zu sehen, dass sich bei den Kombinationsmöglichkeiten zu einem Hybridsystem der Trend vom Klassiker Pellets-Solarthermie hin zur Kombination mit Trinkwasser-Wärmepumpen verschiebt, wobei auch der Klassiker im Programm bleibt, jedoch mitunter als suboptimaler angesehen wird, was die Übereinstimmung von Wärmeangebot und -bedarf im Sommer betrifft. Auch werden inzwischen Möglichkeiten angeboten, Pelletfeuerungen mit großen Wärmepumpen zu kombinieren, z. B. Luft/Wasser-Wärmepumpen. Etliche Hersteller bieten diese Variante an und einige sind in diesem Kontext bereits dazu übergegangen, als Wärmepumpenproduzenten/-anbieter aufzutreten. Es ist dann sicher eine gute Empfehlung, eine Hybridkombination aus einer Hand zu nehmen, da dies die beste technische Abstimmung der Komponenten verspricht, auch in Verbindung mit der Regelungstechnik. Welche Kombination wann Sinn macht, bezogen auf die Bedarfe und die Gegebenheiten, wird folglich zunehmend auch eine Herausforderung für das SHK-Handwerk.
Die Holzpelletfeuerung mit Photovoltaik zu ergänzen, um per Heizstab überschüssigen Solarstrom im Pufferspeicher zu parken, ist eine weitere Option. In der Branche ist das durchaus umstritten, weil der Strom sich nun 1:1 in Wärme verwandeln lässt. Im Gegensatz zu zum Beispiel einer Trinkwasser-Wärmepumpe. Dem lässt sich allerdings entgegnen, dass im speziellen Fall Überschuss-PV-Strom in Wärme umzuwandeln und damit im Gebäude zu halten statt ihn einzuspeisen durchaus eine sinnvolle Option sein kann, die zunehmend Anklang findet, z. B. auch in Form von Betonkern-/Bauteilaktivierungen.
Weitere Trends
Aktuell wird weiter entwickelt im Bereich Plug & Play, Installationsgeschwindigkeit und auch an der Optimierung des Platzbedarfs. Die Geräte werden von der Aufstellfläche her immer kleiner und kompakter, indem diverse Komponenten bereits im Kesselgehäuse integriert sind. Bei besonderen räumlichen Gegebenheiten lassen sich die Anlagen meist komponentenartig auseinandernehmen und schnell wieder zusammenbauen. Die erforderlichen Abstände zu Wänden im Aufstellraum sind minimal, oft bezogen auf drei Seiten, so dass die Anlagen dann auch in Nischen passen. Bei den Regelungssystemen kommen immer mehr „selbstlernende“ Systeme zum Einsatz. Hier lernt die Regelung das System des Betreibers kennen und kann z. B. Zeiten mit höherem Warmwasserbedarf vorhersehen und dadurch den Kessel schon vorher starten.
BEG-Förder-ABC für Pelletheizungen
Für alle erneuerbaren Heizungstypen, die als Zentralheizung fungieren, gibt es in der neu aufgestellten Bundesförderung für effiziente Gebäude – Einzelmaßnahmen (BEG-EM), die seit 1. 1. 2024 gilt, eine Grundförderung in Höhe von 30 % der Investitionskosten. Bei einem Einfamilienhaus werden maximal 30 000 € der förderfähigen Investitionskosten bezuschusst. Daneben gibt es einen sogenannten Klimageschwindigkeitsbonus in Höhe von 20 %, wenn man sein altes Heizsystem vorzeitig tauscht. Der Geschwindigkeitsbonus wird für Holz- und Pelletheizungen nur in Kombination mit Solarthermie, Photovoltaik oder einer Wärmepumpe zur Warmwasserbereitung gewährt. Weiterhin ist ein Einkommensbonus in Höhe von 30 % möglich, wenn das zu versteuernde Jahreseinkommen eines Haushalts unter 40 000 € liegt. Der maximal förderfähige Satz ist aber auf 70 % gedeckelt. Die Details sind in der Förderrichtlinie nachzulesen.
Für Holzpelletheizungen, die höchstens 2,5 mg/m3 im Abgas erzeugen, wird zusätzlich ein pauschaler Zuschlag auf die Förderung in Höhe von 2500 € gezahlt.
Eine Marktübersicht mit Pelletkesseln findet sich hier.
Autor: Dittmar Koop, Journalist für erneuerbare Energien und Energieeffizienz
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